Der Feuerreiter – Burning out the Lehrer 

„Schaut! da sprengt er wüthend schier
Durch das Thor, der Feuerreiter,
Auf dem rippendürren Thier,
Als auf einer Feuerleiter!

Querfeldein! Durch Qualm und Schwüle

Rennt er schon und ist am Ort!
Drüben schallt es fort und fort:
     Hinter’m Berg,
     Hinter’m Berg

Brennt es in der Mühle!“ 

(aus: Eduard Möricke, Der Feuerreiter)

Ist an deiner Schule auch Feuer unterm Dach? Wirfst du dich auch immer hinein ins Gewühle der Schule?  Immer hinein, dorthin, wo es brennt und wehtut? Ohne Rücksicht auf dich und auf Verluste? Bist du selbst schon am Brennen? Oder bist du schon verbrannt? Die Übergänge sind fließend….

Gehen wir gleich einmal mitten hinein ins Thema:

„Der Stress wächst seit der Diskussion um das schlechte Abschneiden der deutschen Schüler beim Pisa-Test im Jahr 2000. Seitdem ist alles auf Effizienz ausgerichtet. Der Druck von Ministerien und Eltern nimmt zu. […]

Nicht Menschen, sondern Ziele stehen im Vordergrund, und die nötige Empathie wird zurückgedrängt“

Soweit ein ehemaliger Schulleiter.

Dem möchte ich heute weiter nachgehen und dir heute einen Überblick über die beruflichen Ursachen von Überlastungen, Stress und Burnout geben. (Die Quellenangaben findest du zusammenfassend unterhalb des Artikels.) 

Für mich ergeben sich dabei die folgenden Schritte: 

Wer ist betroffen?

Welche Ursachen bestehen aufgrund der Lerngruppen?

Was fördert das Burnout über die Klassen hinaus?

Welche Rolle spielt die persönliche Disposition?

Welche (systemischen) Lösungsansätze gibt es bislang?

Was kannst du tun?/Was kann ich für dich tun?

Wer ist betroffen?

Ist Burnout überhaupt ein Thema? Trifft es nicht nur vereinzelte Lehrkräfte? Das haben doch nur die anderen! Auf keinen Fall. Es gibt repräsentative Untersuchungen, die eindeutig belegen, dass Lehrer deutlich häufiger von Erschöpfung, Kopfschmerzen und Schlafstörungen betroffen sind, als andere Berufsgruppen. Knapp 30% aller Lehrkräfte und Erzieher leiden unter Burnout – das ist mit Abstand die höchste Rate unter den verschiedenen Berufsgruppen. Dies ist nicht unbedingt von der Dienstzeit abhängig, sondern bereits unter den Lehrkräften in Ausbildung (aka Referendare) sind etwa 25% von Burnout-Symptomen betroffen. Ein Drittel der neuen Kollegen scheidet bis zum fünften Dienstjahr wieder aus.

Innerhalb der verschiedenen Schulstufen sind vor allem Grundschullehrkräfte ab 50 Jahren betroffen. Hier gibt es beispielsweise Untersuchungen aus Rheinland-Pfalz, wo bei Untersuchungen dieser Gruppe zur Dienstfähigkeit bei ca. 70% der krankheitsbedingt ausgefallenen KollegInnen psychische Gründe eine Rolle spielen – bei einer Wiedererlangung der Dienstfähigkeit von 5%… Das finde ich persönlich wirklich zum Gruseln…

Beim Blick in die Kollegien selbst hinein, findet man unabhängig vom Alter der Betroffenen laut Alice-Salomon-Hochschule Berlin drei etwa gleich große Gruppen: einmal die für Entwicklung offenen und (noch) gesunden) Fortschreitenden, die Desinteressierten, die keine Veränderungen wollen, aber auch noch gesund sind, und schließlich die Resignierten, die krank sind oder werden. Sie halten Veränderungen für dringend nötig, glauben aber nicht an die Umsetzung.

Welche Ursachen bestehen aufgrund der Lerngruppen?

Nun wird es Zeit für einen genaueren Blick hinein in die verschiedenen Bereiche die letztlich für die Entstehung der Überlastungszustände verantwortlich sind:  

Innerhalb der Klassen und Lerngruppen liegt bereits der erste Stressor: In jeder Unterrichtsstunde findet ein wahres Interaktionsfeuerwerk statt, da die Lehrkraft permanent abgleichen muss, wie die einzelnen Schüler auf die jeweilige Situation reagieren und wie sich deren Bedürfnisse darstellen. Der Unterricht wird dann nachjustiert, also dauernd Entscheidungen getroffen, damit möglichst alle Schüler mitgenommen werden. Hier ist ebenfalls wichtig, dass ebenfalls durchgehend für eine hohe Kooperationsbereitschaft der Lerngruppe gesorgt werden muss.

Findet dies nicht statt, weil der Lehrer mit unmotivierten und undisziplinierten Schülern zu tun hat, fehlt diese Kooperation und ist meist mit einem deutlich erhöhten Lärmpegel verbunden.

Bereits diese Faktoren allein sorgen in ihrer Kombination schnell für ein erhöhtes Maß an Belastung und Stress.

Was fördert das Burnout über die Klassen hinaus?

Über den reinen Unterricht hinaus kommen leider schnell noch weitere Stressoren hinzu, die du sicherlich auch kennst: Ich spreche von Unterrichtsvorbereitungen, Klausurkorrekturen, außerschulischen Veranstaltungen oder AGs, Konferenzen usw. Diese „unteilbaren Aufgaben“ sind zu absolvieren, egal, wie groß das Stundendeputat ist. Das Ergebnis sind teilweise enorm hohe Zeitspitzen, wie z.B. bei den Korrekturen von Prüfungsarbeiten. Hinzu kommen zusätzliche Ämter und Aufgaben, die „gemacht werden müssen“, also deren Erledigung erwartet und vorausgesetzt wird. Neben diesen originären Lehrerausgaben haben in den vergangenen Jahren auch die Verwaltungsaufgaben und dokumentationspflichten stark zugenommen. 

Aus eigener Erfahrung kann ich als Beispiel die mindestens fünf Überarbeitungen von Musikcurricula innerhalb weniger Jahre nennen, die aufgrund geänderter Landesvorgaben gefordert waren. In den Fachschaften fiel das Echo darauf sehr gemischt aus…

Aber bitte mich nicht falsch verstehen, es geht mir hier nicht um Diskussionen der Sinnhaftigkeit, sondern nur um eine Bestandsaufnahme der zu Stressreaktionen und Burnout führenden Faktoren.

Trotz der vielen Aufgaben, die zusätzlich zum Deputat zu erledigen sind, gibt es wenige Aufstiegsmöglichkeiten – wer seine Gehaltsklasse dennoch verbessern möchte, muss weitere Mehrarbeit leisten.

Ein wesentlicher Aspekt dabei ist, dass sich Teilzeitarbeit weniger auswirkt als in anderen Berufen. Auch im Lehrerberuf arbeiten ja mehr Frauen als Männer in Teilzeit. Bei der Teilzeit wird lediglich das Unterrichtsdeputat reduziert, also die Anzahl der Stunden, die eine Lehrkraft gibt. Die vielen anderen Aufgaben verteilen sich aber meist auf alle Lehrkräfte, unabhängig davon, ob sie in Vollzeit oder Teilzeit arbeiten. Nur für sehr wenige Aufgaben und Ämter kann die Unterrichtszeit reduziert werden.

Kooperationen zwischen Lehrkräften gibt es leider noch selten, im daraus folgenden Alleingang können diese ihr Arbeitspensum dann aber nicht verringern und ihr Auftreten schwer stärken.

Kommen dazu nun noch Konflikte mit Kollegen oder der Schulleitung, ist der Stress vorprogrammiert. 

Schauen wir noch auf den üblichen Arbeitsplatz der Lehrkräfte zu Hause.

Dieser geteilte Arbeitsplatz (also halb zu Hause und halb in der Schule) kann einmal dazu führen, Arbeits- und Privatleben schwer voneinander trennen zu können. Außerdem ist er der Hauptfaktor für das „Halbtagsimage“, dass der Lehrerberuf nach wie vor in der öffentlichen Meinung genießt – und der zusätzlich zum Belastungsfaktor werden kann.

Wenn wir nun einen Blick über die deutschen Grenzen werfen, kann man feststellen, dass die deutschen Lehrkräfte im EU-Vergleich in Deutschland weit oben stehen, was die Anzahl der Unterrichtsstunden anbelangt. 

Was mir hinsichtlich der Zukunft des Lehrerberufs doch etwas zu denken gibt, ist die Entwicklung, dass in der EU der Trend hin geht zu flexiblen Arbeitszeitmodellen bi Lehrern weg vom Deputatssystem, um die Aufgaben neben dem Unterricht stärker zu berücksichtigen und die Arbeitszeit von Lehrerinnen und Lehrern transparenter darzustellen.

Wie siehst du das perspektivisch für Deutschland? Erwartest du ähnliche Entwicklungen in kürzerer Zeit?  Schreib mir gerne in die Kommentare!

Welche Rolle spielt die persönliche Disposition?

Last not least bleibt festzuhalten, dass natürlich nicht automatisch aus jeder längerfristigen Belastungssituation ein Burnout entstehen muss. Sonst gäbe es ja nicht das oben erwähnte Drittel der Enthusiasten, die es auch langfristig schaffen, ihr Energielevel oben zu halten und sich für IHRE Schulen aufzuopfern – ohne eben ins Krankhafte abzurutschen (Ihr habt meine Hochachtung – aber passt auf euch auf!!)

Hier spielen sicherlich die individuelle Disposition und Resilienz eine entscheidende. Rolle, also die persönlichen Voraussetzungen. Hier sei mir nur nochmals der Hinweis an dich gestattet: Achte auf dich, prüfe regelmäßig, wie es dir geht und erhalte dir deine Gesundheit. Der Einzige, der im System Schule auf dich aufpasst, bist du selbst 😉

Welche (systemischen) Lösungsansätze gibt es bislang?

Glücklicherweise gibt es inzwischen seit den 2000er Jahren einige Präventionsprogramme für Lehrer und ihre Gesundheit, auch initiiert in den Kultus- und Bildungsministerien, in der Lehrerbildung, den Studien und im Referendariat. Aber worauf zielen diese ab?

Es hapert hier aber noch an der berufspraktischen Umsetzung. Vor allem in der Ausbildung wäre eine begleitete Anleitung sicherlich sinnvoll. 

Generell lässt sich festhalten, dass die bisherigen Programme eher auf Einzelpersonen ausgerichtet sind, wie Fortbildungen zu Kommunikation, Klassenführung oder Stressbewältigung. 

Was die gesundheitsförderliche Veränderung des Arbeitsplatzes anbelangt, werden weniger Programme angeboten. Arbeitsplatzbezogene Maßnahmen könnten sich zum Beispiel auf die Flexibilisierung des Deputatmodells, die Einrichtung von Arbeitsplätzen in der Schule, die erholsame Pausengestaltung oder die Lärmbelastung beziehen.

Sinnvoll wäre sicherlich auch, wenn diese Maßnahmen auch auf ganze Kollegien ausgerichtet wären, sodass ganze Schulen als Organisation das Thema Lehrergesundheit in den Fokus rücken. Wichtig ist dafür, dass das jeweilige Schulklima den offenen Dialog über die Probleme des Einzelnen und des Kollegiums zulässt und es auch die entsprechende Bereitschaft seitens des Personals dazu gibt, sich zu öffnen.

Was kannst du tun?/ Was kann ich für dich tun?

Mein wichtigster Tipp für dich: Suche dir Hilfe und bleib mit deiner Belastung nicht alleine. Und das ist zunächst einmal egal, ob ich das bin oder Kollegen, Freund, Partner, Ärzte oder Therapeuten. Wichtig ist, dass du es tust, wenn du dich langfristig erschöpft oder ausgebrannt fühlst (Schau gerne noch einmal in meinen letzten Blog hinein).

Hier ist mein Ansatzpunkt, an dem ich dir anbiete, dir zu helfen. Entscheide selbst, ob das ein Weg für dich sein kann – ich bin da!

Ich helfe dir, deine persönlichen Belastungsfaktoren herauszufinden und Lösungsstrategien zu entwickeln. Die sollen dir Wege aus deiner Belastung heraus weisen, damit du diene persönlichen Ziele erreichst. 

Deine Stressoren sind entmachtet, du hast Strategien, mit deinen Sorgen und Belastungen umzugehen, deine Lebensqualität ist deutlich gestiegen und du kannst auch mit den Anforderungen an dich besser umgehen, sodass du dein Leben so gestaltest, wie du es dir vorstellst. 

In deinem Alltag wirst du merken, dass der Druck auf dich sinkt, du wieder mehr Anteil an deiner Umwelt nehmen kannst und mehr Zeit für dich selbst haben wirst. Wie wäre es, mehr Zeit zu haben, die du mit anderen schönen Dingen verbringen kannst? Wie wäre es, weniger Stress zu haben, entspannter durch die Tage zu gehen und viel eher den Kopf frei zu haben? 

Vereinbare einen Gesprächstermin mit mir oder melde dich zum Newsletter an, damit du nicht länger warten musst, sondern dein Leben JETZT in die Hand nimmst und neu gestaltest! Ich helfe dir gerne dabei! 

Übrigens: Eine eindrucksvolle Vertonung des Feuerreiters findest du hier:

Quellen:

https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrergesundheit-baerbel-wesselborg-was-den-lehrerberuf-so-stressig-macht/, abgerufen am 27.4.2023

Quelle (verändert): Martin E. Keck. Burnout: https://professorkeck.de/wp-content/uploads/2019/09/Burnout-Broschuere-V5.pdf, abgerufen am 16.4.2023

https://www.oberbergkliniken.de/artikel/traumberuf-oder-hoellenjob-burnout-bei-lehrern#:~:text=Warum%20bekommen%20Lehrer%20Burnout%3F,oder%20AG%27s%20planen%20und%20abarbeiten., abgerufen am 27.4.2023

https://www.sueddeutsche.de/bildung/lehrkraefte-burn-out-im-klassenzimmer-1.4133594, abgerufen am 27.04.2023


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